Zwei Welten, ein Ziel
Disziplin, Muskelkater und Schlaf – so beschreibt Merle Homeier ihren Alltag. Die 25-jährige Weitspringerin gehört zur deutschen Leichtathletikspitze und absolviert gleichzeitig ein duales Studium beim Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport als Regierungsinspektor - Anwärterin. Wie das funktioniert? Mit einer Extraportion Ehrgeiz, Flexibilität – und dem richtigen Arbeitgeber an ihrer Seite.
Ein ganz normaler Tag zwischen Training und Verwaltung
Ihr Wecker klingelt meist gegen 07.00 Uhr. Um 08.30 Uhr steht der erste Termin an: Physiotherapie am Olympiastützpunkt. Danach? Entweder Frühtraining oder Vorlesung – je nachdem was der Stundenplan hergibt. Am Nachmittag steht dann das zweite Training an, Wenn Merle nur eine Einheit auf dem Plan stehen hat, dann nutzt sie auch gerne die Zeit, um mit ihren Freundinnen einen Kaffee zu trinken.
Damit im durchgetakteten Alltag auch die Ernährung nicht zu kurz kommt, setzt Merle auf Meal Prep. „Ich koche super gerne selbst und nehme mein Essen einfach mit.“ Ein durchstrukturierter Tagesablauf und eine Portion Motivation sind ihr Erfolgsrezept zwischen Muskelkater und Gesetzestexten. „Ich stelle mir immer vor, wo ich sein kann, wenn ich jetzt durchziehe:“
Vom Sportplatz ins Ministerium
Schon mit sechs Jahren stand Merle auf dem Sportplatz, seit 2015 konzentriert sie sich ganz auf den Weitsprung. Doch ihr Ehrgeiz beschränkt sich nicht nur auf den Sport. Nach dem Abi absolvierte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr im Büro – und entdeckte dabei ihre Begeisterung für die Verwaltung. Als das Land Niedersachsen 2020 das duale Studium für Spitzensportler/-innen einführte, war für Merle klar: „Da will ich hin!“
Individuelle Förderung statt Standardprogramm
Was Merle an ihrem dualen Studium besonders schätzt: die gezielte Unterstützung durch das Land Niedersachsen. „Ein normales Studium und Spitzensport – das funktioniert für mich nicht.“ Beim Land ist man nie auf sich alleingestellt. Sie Studienstruktur wurde für sie flexibel angepasst – statt drei dauert ihr Studium vier Jahre. Praxisphasen werden auf 20 Stunden pro Woche reduziert, wichtige Prüfungstermine auf den Trainings- und Wettkampfplan abgestimmt. Dazu kommen Sonderurlaub, flexible Freistellungen und echtes Verständnis für die Anforderungen des Leistungssports. Das alles geschieht nicht nur auf dem Papier – sondern ganz praktisch im Alltag.
Spagat zwischen Training und Vorlesung
Bis zu neun Trainingseinheiten pro Woche, dazu Vorlesungen, Prüfungen, Praxisphasen, Physio – Merles Alltag ist durchgetaktet. Trotzdem sagt sie: „Mir macht das Spaß. Ich weiß genau, was als Nächstes ansteht und mit einem guten Zeitmanagement klappt das alles.“ Dank individueller Absprachen mit dem Studieninstitut und ihrem Arbeitgeber kann sie Training und Studium optimal aufeinander abstimmen. „Beim Land Niedersachsen hat man immer Ansprechpartner, die mit einem eine Lösung finden, Sport und Studium/Beruf unter einen Hut zu bekommen. Ohne diese Unterstützung wäre das nicht möglich“, betont sie. „Ich frage mich zwar manchmal selbst, wieso ich mir den ganzen Stress antue, aber das ist auch ganz schnell wieder verflogen, wenn ich entweder eine gute Trainingseinheit hatte oder mit meinen Kommiliton/-innen viel Spaß in der Vorlesung hatte. So hat beides seine Vorteile, die zusammen dann den ganzen Stress wert sind.“
„Ich arbeite auch außerhalb des Büros“
Neidische Blicke wegen Sonderurlaub und Freistellungen? Fehlanzeige. „Die meisten Kolleg/-innen zeigen eher Bewunderung. Und wenn man ehrlich ist: Ich arbeite ja auch, nur eben zusätzlich an einem anderen Ziel.“ Merle schätzt besonders das Teamgefühl – im Sport wie im Büro. Kommunikation, Rücksicht, Kompromisse – das braucht es auf dem Trainingsplatz genauso wie in der niedersächsichen Landesverwaltung.
Zukunft mit Perspektive
Was Merle am dualen Studium beim Land Niedersachsen besonders schätzt: die Sicherheit. „Die sportliche Karriere ist endlich – aber ich weiß, dass ich danach gut abgesichert bin.“ Gerade nach ihrer Verletzungspause gibt ihr das berufliche Standbein zusätzliche Stabilität. Dieser Gedanke ist für viele Spitzensportler/-innen ein entscheidender Faktor, um sich auch ein Leben neben dem Spitzensport aufzubauen. Ihr Slogan für die Spitzensportförderung? „Zwei Herausforderungen, ein Erfolg: Dualer Spitzen-Sportler!“
Merles Tipp für andere Spitzensportler/-innen:
„Lasst euch nicht vom Begriff Verwaltung abschrecken, sagt Merle. Wenn man sich ein bisschen mit dem Landesdienst beschäftigt, merkt man schnell wie vielseitig und spannend die Möglichkeiten sind. Und wenn man sich für das duale Studium entscheidet: Durchhalten! Die rechtlichen Inhalte sind anfangs ungewohnt – aber spätestens in der Praxis merkt man, wofür man das alles macht. Und dann macht es auch richtig Spaß!“
Ein Ziel fest im Blick: Los Angeles 2028
Und wie sieht Merles Zukunft aus? Beruflich möchte sie sich einbringen, ihren Kolleg/-innen eine Hilfe sein und Verantwortung übernehmen, vielleicht später sogar Führungsaufgaben übernehmen. Sportlich hat sie ein klares Ziel: die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles. Bis dahin heißt es: dranbleiben – mit Disziplin, Muskelkater und… genügend Schlaf.