Malen in anderen Dimensionen

Sarah über ihren Job als Bühnenmalerin im Oldenburgischen Staatstheater

Sarah ist Bühnenmalerin am Oldenburgischen Staatstheater. Sie gestaltet die Bühnenbilder, die den Theateraufführungen in Oldenburg das gewisse Etwas verleihen. Wieso sie sich für diesen Beruf entschieden hat und wem sie den Job empfehlen würde, liest Du in diesem Blogartikel.

Was sind Deine Hauptaufgaben als Bühnenmalerin?

Ich bin für die gestalterische und handwerkliche – also vor allem malerische – Umsetzung der Bühnenbilder zuständig. Das heißt ich erledige Anstreicharbeiten aber auch motivische Prospektmalereien, Materialimiationen, das farbliche Gestalten von Bühnenplastiken und selten auch Sprüh- bzw. Lackierarbeiten.

Was hast Du für eine Ausbildung absolviert?

Ich habe eine Ausbildung zur Bühnenmalerin am Theater Ulm gemacht. Das war eine ganz klassische dreijährige Ausbildung, in der sich praktische Phasen mit Berufsschulblöcken abgewechselt haben.

Warum hast Du Dich für die Ausbildung zur Bühnenmalerin entschieden?

Ich habe schon immer gerne gemalt und allgemein kreativ gearbeitet. Da war es natürlich verlockend, mir einen Beruf zu suchen, bei dem ich fürs Malen bezahlt werde.

In meiner vorherigen Tätigkeit als Regieassistentin am Theater Bremen hat mir die Arbeit mit den Händen sehr gefehlt.

Noch dazu kommt, dass viele Berufe am Theater Hand in Hand mit unregelmäßigen Arbeitszeiten und sehr viel Aufopferung zugunsten des Gelingens einer Produktion gehen. Die Arbeit in einem Malsaal findet allerdings meistens in klar geregelten Arbeitszeiten statt. Auch das war neben der Aussicht auf eine handwerkliche Tätigkeit ein weiterer positiver Aspekt, weswegen ich mich für die Ausbildung zur Bühnenmalerin entschieden habe.

Was gefällt Dir besonders an deinen Aufgaben?

Für jedes Bühnenbild müssen unterschiedliche Techniken angewandt und kreative Lösungen gefunden werden. Das macht meinen Beruf total abwechslungsreich und spannend. Langweilig wird einem da nie.

Welche Eigenschaften sollte man für Deinen Beruf mitbringen?

Ich würde sagen:

  • Freude und Talent am kreativen, gestalterischen und handwerklichen Arbeiten
  • Räumliches Vorstellungsvermögen und mathematisches Verständnis
  • Farbsehvermögen
  • Kommunikations- und vor allem Teamfähigkeit aufgrund von vielen Absprachen mit Kolleginnen und Kollegen und dem gemeinschaftlichen Arbeiten an Bühnenbildteilen und
  • Die Bereitschaft, mit klebrigen, pastosen Materialien zu arbeiten und Farbkleckse auf Haut und Kleidung zu riskieren. Man sollte keine Angst vor Schmutz und ein wenig Chaos haben.

Wem würdest Du das Land Niedersachsen als Arbeitgeber empfehlen?

Allen Personen, die sich keine selbstständige Tätigkeit vorstellen können und die Sicherheit durch einen Arbeitsvertrag, der die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften festhält, haben möchten.

Was ist besonders an einem Staatstheater?

Staatstheater sind in den meisten Fällen in allen Dimensionen (Gebäude, Bühnengröße, Anzahl der Produktionen, Anzahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern usw.) größer als beispielsweise Stadttheater oder Theater der freien Szene. Das ist natürlich der höheren staatlichen Förderung zuzuschreiben. Diese ermöglicht auch das Bauen und gestalterische Umsetzen von aufwendigeren und größeren Bühnenbildern, aufgrund eines allgemein höheren Budgets.

Das Oldenburgische Staatstheater ist hierbei eine tolle Mittelgröße. Es ist nicht so klein wie ein Puppentheater ohne eigene Werkstätten, aber auch nicht so groß wie beispielsweise die Staatsoper Hamburg oder München. Die haben ihre Werkstätten (Malsaal, Tischlerei, Schlosserei, Polsterei) in Hallen ausgelagert, die also aufgrund der Entfernung zum eigentlichen Haus und somit den anderen Kolleginnen und Kollegen wenig bis keinen Bezug und Kontakt haben.

In Oldenburg sind die Werkstätten im Theaterhaus angesiedelt und ermöglichen so Austausch und direkte Verbindung zu allen anderen Abteilungen.

Hast Du zum Schluss noch einen Funfact zu Deiner Arbeit parat?

Als Bühnenmalerin malt man in ganz anderen Dimensionen, als vielleicht zu Hause auf dem A3-Skizzenblock. Unsere gemalten Bilder, auch Prospekte genannt, sind teilweise bis zu zwölf Meter breit. Das erfordert natürlich dementsprechend große Werkzeuge. Wir haben also alles, was man so zum Malen brauch - nur eben viel größer.

Es gibt Drei-Meter-Lineale, Trommelfelle von Schlagzeug-Bass-Drums werden als Mischpaletten verwendet und Bürsten, die an gigantische Zahnbürsten erinnern. Arbeitet man als Bühnenmalerin erlangt man im besten Fall also automatisch einen gewissen Weitblick.